Was für ein Titel! Welche Provokation! Aber, ja, es ist auch nicht schön: „Vor drei Monaten habe ich einen kleinen Bruder bekommen. Er sah aus wie ein Äffchen.“ (S.8/9) Und: „Der kleine Affe schrie den ganzen Tag. Wenn er nicht schrie, wurde er gestillt oder kackte. Er war kein bisschen niedlich.“ (S.10/11) Diese Erfahrung machen sicher viele Kinder, die ein Geschwisterchen bekommen. So auch die namenlose Ich-Erzählerin dieses spannenden Buches für Erstleser:innen.
Die Spannung entsteht, als die Erzählerin beschließt, sich ein neues Zuhause ohne „nerviges Äffchen“ zu suchen: In einem Pappkarton mit dem Schild „Kind zu verschenken“ stellt sich das Mädchen auf die Straße. „Jetzt beginnt mein neues Leben. Alle werden sich um mich reißen.“ (S.21) Dass dies nicht so leicht ist, wird schnell klar: Es wird erzählt in klaren, aber ausdrucksstarken Bilder in schwarzem und rotem Strich, die meist den Großteil der Seite einnehmen, und einfachem Text. Erstleser:innen fühlen mit, wenn Menschen einfach an dem Kind vorbeigehen – oder Schildkröte, Katze und Hund bevorzugen, die auch ihr Zuhause verlassen haben. Bis zum glücklichen Ende hält die Spannung!
Die Bilder funktionieren auch ohne den Text. Text und Bild gemeinsam ergeben aber erst diesen literarischen Erstlese-Genuss.
Buchtipp: Ulrike Erb-May, Lese- und Literaturpädagogin (BVL)
Verlag: Moritz Verlag 2023
Foto: © Moritz