Die Aufmachung des Buchs „Junge ohne Namen” von Steve Tasane ist anders als gewohnt, denn die erste Seite beginnt direkt auf dem Buchcover. Damit steigt man direkt in die Geschichte des 10-jährigen Jungen ein.
Es geht um den 10 Jahre alten Jungen, dessen Name nicht erwähnt wird. Er ist ein unbegleiteter, minderjähriger in einem Flüchtlingslager. Man erfährt nicht woher er kommt oder woher seine Freund:innen kommen. Der/Die Leser:in weiß nur, dass es Krieg gab als er und seine jetzigen Freund:innen flüchteten.
I, so nennen ihn die anderen, erzählt die Geschichte aus seinen Augen. Sie beginnt im Flüchtlingslager. Er lebt mit vielen Menschen im Lager. Alle dort werden nur mit dem ersten Buchstaben aus ihrem Namen angesprochen, da die Wachmänner des Lagers sagen: „Wer keine Papiere hat, existiert auch nicht“. Deswegen schreibt er seine Geschichte auf.
Seine Freunde sind die Geschwister L und E und V. L passt immerzu auf ihren kleinen Bruder E auf und V legt sich immer mit den Wachmännern an. Die Wachmänner machen nur ihren Job und gehen nicht auf die Menschen im Lager ein. Alle Menschen erfahren Gewalt, haben oft zu wenig zu Essen und die Kinder haben keine Spielzeuge. Die einzigen Menschen, von denen sie Menschlichkeit erfahren, sind die Freiwilligen Ade, Charity und ihr Sohn C (Seymore).
Trotz der kleine Rückblicke in sein früheres Leben kann man leider wenig auf seine Geschichte schließen, deshalb weiß man weder woher er kam noch wie er im Flüchtlingslager gelandet ist.
I erzählt nüchtern von der trüben Wahrheit im Flüchtlingslager. Trotzdem berichtet er seine Geschichte auch etwas fröhlich und aus kindlicher Sicht heraus. Er findet immer einen Grund, um sich und seine Freunde aufzuheitern, versucht für alle Essen zu suchen, erfindet Spiele und erzählt von dem Zusammenhalt in seiner Freundesgruppe. Durch das offene Ende des Buches bleibt jedoch ungeklärt, was mit ihm und seinen Verbündeten passiert.
Die Ich–Perspektive des Protagonisten lässt den/die Leser:in das Geschehen sehr nah miterleben. Dadurch bringt der Autor Steve Tasane den/die Leser:in dazu, sich durch Is Geschichte mit dem Thema ‚Flucht‘ und ‚Geflüchtete‘ auseinander zu setzen.
Eine spannende und zugleich unvorstellbar aktuelle Geschichte!
Buchtipp: Francisca Winkler, Lesebegeisterte und jugendstil-Praktikantin
Verlag: Fischer 2019
Foto: © Fischer Verlag