Sohn des Himmels – Chen Jianghong

Über Chen Jianghongs Bilderbücher wurde schon viel geschrieben, sie wurden vielfach ausgezeichnet. „Sohn des Himmels“ erzählt in großflächigen, ganz- bis doppelseitigen Bildern eine Geschichte zu den „Mondkuchen“, die im Herbst in den Familien zum „Mondfest“ gegessen werden.

Und die Geschichte geht knapp erzählt so: Prinzessin Xian-Zi, die im Palast des Himmels lebt, möchte sehr gerne die Erde kennen lernen. Sie steigt verbotenerweise hinunter, wo sie einen jungen Mann kennen und später auch lieben lernt, mit dem sie einen Sohn mit Namen Tian-Zi (Sohn des Himmels) bekommt. Xian-Zis Vater aber ist erbost über den Ungehorsam der Tochter und befiehlt seinen Soldaten, die Prinzessin zurück zu holen. Aufwühlend und sehr dynamisch ist das Bild, auf dem die Prinzessin weinend und nach Mann und Sohn verlangend von den Soldaten in den Himmelspalast verschleppt wird, während ihr Mann mit dem Baby im Arm links unten in der Ecke der Doppelseite nach ihr die Hand ausstreckt. Vergeblich.

Nach einigen Jahren ist Tian-Zi zu einem Jungen herangewachsen, der wissen will, was hinter der Geschichte über den Himmelsweg steckt, die die Großmutter ihm immer erzählt. So nimmt er Abschied und macht sich alleine auf, um seine Mutter wiederzusehen. Welch eine Aufgabe er auf sich genommen hat, wird auf der Doppelseite deutlich, auf der Chen in dunklen Pinselstrichen Wälder, Täler und Berge übermächtig zeichnet. Doch mit Hilfe eines gewaltigen Kranichs – in China Symbol des göttlichen Himmelsboten – kommt er glücklich in den Himmelspalast, wo ihn Xian-Zi in die Arme schließt. Sie verwöhnt ihn mit Mondküchlein, die sie einmal im Jahr bei Vollmond in Gedanken an den Sohn auf der Erde gebacken hat. Jedoch ist dies noch nicht das glückliche Ende der Geschichte: Der Kaiser verbannt Tian-Zi wieder auf die Erde, da kein Mensch den Palast des Himmels betreten darf! Auf den folgenden zwei Doppelseiten geht die Handlung in fünf Bildabschnitten gerafft voran: Die Prinzessin wird krank, so krank, dass ihr Vater sich um sie sorgt, sogar Mondküchlein mit dem Bild eines Jungen darauf backt und ihr dann erlaubt, einmal im Jahr ihren Sohn mit Mondküchlein zu besuchen.

Es ist eine dramatische Geschichte, die sicherlich von Grundschulkindern geschätzt wird, die mit Spannung und anderen starken Emotionen schon gut umgehen können. In der Bildgestaltung ist sie von der chinesischen klassischen Malerei geprägt, die durch kräftige Farben, große Tiefe in den Bildern und starke Figurenzeichnung modern wird. Dazu passt die ganz klare, gar nicht märchenhafte Sprache und beides zusammen erzählt doch ein großartiges Märchen.

 

Buchtipp: Ulrike Erb-May, Lese- und Literaturpädagogin (BVL)

 

Verlag: Moritz Verlag 2019
Foto: © Moritz Verlag