Ich gebe es zu – mein erster Gedanke war: Ach, wieder so ein pädagogisches Buch, mit dem die Kinder auf die Abwesenheit von Eltern vorbereitet werden sollen. Aber da habe ich nicht genug bedacht, dass das mit dem Team Woltz/Kehn und mit dem Carlsen Verlag höchst unwahrscheinlich ist.
Und unwahrscheinlich ist hier das neue Wahrscheinlich: Die Babysitterin wird von den Kindern getröstet, auf die sie aufpassen soll. „Nicht weinen, mein Schatz.“ Das sagt die kleine Nina zum Beispiel, als Jule bei dem Versuch, drei Teller mit Spaghetti und Tomatensoße zu balancieren, die Küche und sich selbst „verunziert“. Und das ist nur eines von mehreren Missgeschicken, die der Babysitterin passieren, die die Kinder aber gar nicht schlimm finden. Im Gegenteil, vor allem Felix hat direkt eine praktische Lösung: die Waschmaschine, das Kehrblech, das Pflaster….
Die Geschichte dieses Abends mit zwei Kindern, einem Hund, einem Plüschhasen mit nur einem Auge und – na klar – der Babysitterin Jule – ist textlich und auch im Bild mit vielen Leerstellen erzählt. Sie regen die Erzählfreude von betrachtendem Kind und Vorleser*in auf das Amüsanteste an, ergeben neue Episoden neben der Hauptgeschichte und wirken kein bisschen pädagogisch intendiert. Dafür macht das Bilderbuch vor allem Spaß!
Buchtipp: Ulrike Erb-May, Lese- und Literaturpädagogin (BVL)
Verlag: Carlsen 2021
Foto: © Carlsen Verlag