Der Titel des neuen Jugendbuchs von Stephan Knösel ist eine Herausforderung. Aber schon auf den ersten Seiten hatte ich den Titel vergessen und war drin im Geschehen: der Ich-Erzähler Benny, das Geschwisterpaar Idris und Izmira standen quicklebendig vor meinem inneren Auge und die erste spannungsgeladene Szene hatte den nötigen Schwung für den Beginn eines neuen Leseabenteuers. Knösel erzählt mit viel Einfühlungsvermögen seine Figuren, die in einer Hochhaussiedlung leben und mit ihren Familien zugezogen sind: „Willkommen in Holzkirchen!“, dem „Kaff“, in dem man fremd ist, sobald man „Brötchen“ statt „Semmeln“ bestellt. Benny ist der Verzagtere, Idris in Bennys Augen „ein Held“. Und Izmira hat immer die richtigen, zielführenderen Ideen. Die Drei erleben eine richtig gute Zeit mit kleineren und größeren „Unternehmungen“!
Fremdsein wird in mehreren Dimensionen dargestellt, aber nicht als handlungstragend problematisiert. Besonders heftig ist das Verhältnis von Benny zu seiner ständig abwesenden Mutter, das realistisch gesehen kein Verhältnis mehr ist. Sie ist für ihn zur Fremden geworden, er lebt und versorgt sich alleine. Idris und Izmira leben hingegen in einer von Mutter und Vater nach bestimmten Regeln geführten Familie.
Die Gruppe macht sich in den Ferien heimlich nach Slowenien auf, um Bennys unbekannten Vater zu finden. Die Begegnung von Vater und Sohn und auf der anderen Seite das Verhältnis des strengen, aber behütenden Vaters von Idris und Izmira wird von Knösel meiner Einschätzung nach in Sprache und Handlung realistisch und beeindruckend geschildert.
Ach ja, und das mit dem Titel erklärt sich nach der Lektüre natürlich auch….
Buchtipp: Ulrike Erb-May
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