Hexen hexen – Pénélope Bagieu, Roald Dahl

Mit dem Horror-Kinderbuch-Klassiker schrieb der englische, mit norwegischen Wurzeln behaftete Autor – Roald Dahl – im Jahre 1983 Geschichte.
Der nun neu aufgelegte Comic orientiert sich sehr am Original, schafft aber alternative Zugänge zur Geschichte über ein Waisenkind, das sich unfreiwillig in eine Maus verwandelt. So ist diese Comicvariante in überwiegend klar voneinander getrennten panels strukturiert und auch die Sprachwahl ist deutlich moderner. Öffnungsgarant für Kinder und Jugendliche. Diese Neuinszenierung reduziert den Horroranteil der Ursprungsgeschichte ein wenig und macht es so erträglicher.

Ein achtjähriger Junge verliert durch einen Autounfall beide Elternteile und lebt fortan bei seiner Oma, die sich zwar liebevoll um ihn kümmert, aber zuweilen an ihre Grenzen kommt. Das Repertoire ihrer Gute-Nacht-Geschichten ist überschaubar. Sie kennt nur „wahre“ Geschichten und verrät ihrem Enkel Tipps und Tricks woran man echte Hexen erkennt und wie man ihnen begegnet.
Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, wie wichtig dieser Input für den Enkel eines Tages sein würde. Was sich nach Hirngespinsten einer phantasievollen Großmutter anhört, entpuppt sich als reales Phänomen.
In einem vom Hausarzt verordneten Kuraufenthalt für die Oma, zu dem der Enkel sie begleiten darf, gerät dieser in dem Hotel in einen Kongress, der sich als Hexentreff herausstellt. Alles ist also wahr, was die Oma ihm anvertraut hat. Die Hexen haben dürre Knorpelfinger, hässliche Kopfpocken, von der blauen Spucke gefärbte Zähne, keine Fußzehen, hassen Kinder und riechen
diese besser, wenn sie frisch gewaschen sind. Mist! Hätte er doch nicht geduscht… Die Hexen entdecken den kleinen, namenlosen Protagonisten und verwandeln ihn durch die Gabe eines Serums kurzerhand in eine Maus.
Statt sich bedrückt zu verkriechen, mutieren Oma und Enkel sowie ein weiteres verzaubertes Kind zu Helden und schmieden Pläne, den Hexen den Garaus zu machen.

Wunderbar interpretiert und wunderbar illustriert von der Französin Pénélopé Bagieu. Würde Dahl, der 1990 verstarb, diese Neufassung kennen, würde er sie vermutlich mögen.

 

 

Buchtipp: Anja Kuypers, Lese- und Literaturpädagogin (BVL)

 

Verlag: Reprodukt Verlag 2020
Foto: © Reprodukt