Frankly in Love – David Yoon

Amerika, darf ich vorstellen: Korea.
Korea, darf ich vorstellen: Amerika.
Alle zufrieden? Kann ich jetzt einfach mein Ding machen?

Frank Sung-Min Li und seine Clique sind eine Gruppe von talentierten Nerds und im letzten Jahr der Highschool. Abschlussprüfung, Zukunftsplanung, Beziehungswirrwarr und Auseinandersetzung mit der eigenen Familie: Aufbruchsstimmung an allen Fronten.

So leicht ist das ohnehin alles nicht, aber wenn man wie Frank und Joy zwischen zwei Welten pendelt, dann ist es manchmal kaum zu bewältigen. Sie nennen sich selbst Limbos – Schwebende zwischen zwei Kulturen – und wollen doch gerne einfach nur ihr eigenes Ding machen.

Genau das aber ist beim Jonglieren zwischen der konservierten koreanischen Kultur, die ihre eingewanderten Eltern zuhause und bei monatlichen Treffen mit Ihresgleichen pflegen, und der amerikanischen Alltagskultur in Schule und Freundeskreis manchmal kaum möglich. Und wenn dann die beiden Welten Überschneidungen haben, kann es zu kuriosen Verwicklungen kommen.

Aber kann das gut gehen – eine vorgetäuschte, „elternkonforme“ Beziehung von Joy und Frank innerhalb des koreanischen Kreises, um sich gegenseitig für die eigentlichen Beziehungen Freiraum zu schaffen?

 

David Yoon schafft es in seinem Erstlingswerk immer wieder, der Handlung überraschende Wendungen zu geben. Und das auch noch ganz am Ende, denn nichts ist so einfach wie es scheint. Auf dem Weg in ein eigenständiges Leben nach der Highschool müssen alle Freunde ihre Entscheidungen treffen.

Die Geschichte für Jugendliche ab 14 Jahren wird aus der Perspektive von Frank erzählt, der immer wieder ein kluger Beobachter und gleichzeitig sympathischer Nerd ist. Er ist Sammler von Geräuschen mit seinem Audiorecorder. Mit seinem besten Kumpel Q teilt er die Begeisterung für obskure Filme und das Zocken. Gemeinsam reduzieren  sie nach eigener Aussage die Absurditäten der Wirklichkeit auf das Wesentliche.

Er erlebt den Alltagsrassismus seiner koreanischen Eltern gegenüber allen anderen Kulturen ihres Umfelds, ist aber gleichzeitig selbst Gyopos, ein Koreaner, der im Ausland lebt und deswegen nirgendwo ganz hingehört (oder überall ein bisschen?).
Er erzählt viel über koreanische Traditionen (wer weiß schon, was ein Samu-Inoro-Quartett ist  und ob man Beondegi gut essen kann?).
Und er kämpft mit seinen Freunden darum, einfach nur lieben zu dürfen, wen man will, und den richtigen Weg in die Zukunft zu finden.

David Yoon gibt seinem Protagonisten eine ganz eigene Sprache, indem er aktuelle Jugendsprache, lyrische Elemente und schöne Wortschöpfungen mischt. Das vom Kolibri besonders empfohlene Buch ist zudem außergewöhnlich aufgemacht und somit „innen wie außen“ etwas Besonderes!

 

 

 

Buchtipp: Katrin Hedke, Lese- und Literaturpädagogin (BVL)

 

Verlag: cbj Verlag 2021
Foto: © cbj Verlag