Ziemlich zappenduster – Oliver Uschmann, Sylvia Witt

„Ziemlich zappenduster“ von Uschmann und Witt ist ein weiteres Juwel der Jugendliteratur in einfacher Sprache. In kurzen Sätzen, aber bildhaft; in Ich-Perspektive, aber nicht im Plauderton; ein Roman, aber nicht mehr als 108 Seiten im Flattersatz; in Fibelschrift mit entsprechendem Zeilenabstand, aber thematisch eindeutig für Jugendliche ab 11/12 Jahren spannend. Und aktuell!

Die Ich-Erzählerin Lisa lebt mit Vater, Mutter und Bruder Niklas in einem Mehrfamilienhaus im oberen Stockwerk. Der Vater ist „Hausmann und Gassi-Geher“, die Heilpraxis der Mutter heißt „Seelenhand“. Dennoch ist der Vater derjenige, der sich grundsätzlich nicht „zu viele Sorgen um ungelegte Eier“ machen möchte. Die Mutter wirft ihm vor, dass er für die Familie nicht genügend einkauft, nicht weit genug nach vorne denkt.

Und dann fallen Strom und Wasser aus – ohne dass wir erfahren, warum. Notstand herrscht. Die Familie hat nichts mehr zu essen und traut sich nicht auf die Straße. Plünderer brechen ins Haus ein. Es kommt zu einer Situation, in der Lisa zu ihrem Bruder sagt: „Du bleibst hier bei Mama […] Jedes Elternteil braucht ein vernünftiges Kind, das sich um es kümmert.“ (S.88) Selbstermächtigung vom Feinsten!

Als der Strom und das Wasser wieder in den Leitungen sind, hat sich eine Familie bewährt, ist eine Freundschaft entstanden, sind Vorurteile verschwunden und – auch das gehört ins Jugendbuch – wird eine zarte Liebe gelebt.

 

 

Buchtipp: Ulrike Erb-May, Lese- und Literaturpädagogin (BVL)

 

Verlag: Beltz Gulliver 2024
Foto: © Beltz Gulliver