Schnipselgestrüpp – Christian Duda, Julia Friese

Ein Junge, ein Vater und eine Mutter. Sie leben nebeneinander in einer Wohnung, die nur das Notwendigste enthält. Alles scheint leer, die Zimmer, die Teller, die Gesichter, keiner spricht und niemand hat einen Namen.

Im Laufe der Geschichte entwickelt der Junge mit Hilfe von Zeitungsschnipseln eine ganz eigene Welt. Eine, in der er seinen Gefühle Ausdruck verleihen kann – von Ängsten über Zerstörungswut bis hin zu seinen Träumen. In dieser Phantasiewelt kann sich der Junge zeigen und auf dieser Ebene gestaltet sich ganz vorsichtig Beziehung, jeder zu sich und alle miteinander.

Am Ende ist die Wohnung voll, voller Leben, Farbe und Begegnung.

10 Jahre ist es her, dass dieses Buch erstmals erschienen ist. Mich fasziniert es seitdem immer wieder aufs Neue.

Der Dreiklang von Inhalt Sprache und Bild ist außerordentlich gekonnt zusammengefügt. Die dominierenden Farben grau, grün und blau tragen den/die Betrachter:in durch die Geschichte und zwischendrin setzt Julia Friese sehr pointiert farbige Highlights in gelb und rot.

Die Darstellungsform reicht von ganzseitig gezeichneten Portraits über unterschiedliche Wohnungsansichten bis hin zu doppelseitigen Collagen der Phantasiewelten des Jungen.

Sprachlich dominieren kurze prägnante Sätze, die den/die Betrachter:in einerseits die allgegenwärtige Reduzierung spüren lassen und manchmal fast rhythmisch-erheiternd daherkommen.

Ein in jeder Hinsicht großartiges Buch, das in jeder Hinsicht eine genaue Betrachtung verdient – immer wieder!

 

 

Buchtipp: Andrea Weitkamp, Lese- und Literaturpädagogin (BVL), Bilderbuchexpertin jugendstil nrw

 

Verlag: Beltz & Gelberg 2013
Foto: © Beltz & Gelberg