Das kleine Haus am Fluss – Selma Noort, Felicitas Horstschäfer

Juss lebt mit seinen Eltern, Großeltern, Tanten, Cousinen und Onkeln in einem der fünf Häuser nah am Deich. Unmittelbar an das Haus grenzt jedoch nicht nur der Deich, sondern auch eine Straße und die Lastwagen fahren zu schnell. Der Bau der Maxima-Brücke soll den Verkehr reduzieren, aber es zieht sich und bedeutet auch, dass andere Menschen wiederum ihr Zuhause aufgeben müssen. Aber dennoch warten Juss und seine Eltern sehnsüchtig auf diese, denn insbesondere seine Mutter macht sich immer wieder Sorgen.

Eines Nachts passiert dann tatsächlich das Unglück, ein LKW fährt ins Haus und Juss wird verletzt. Was mit Juss genau passiert ist, wird erst nach und nach entfaltet, denn in Rückblenden lernt man zunächst Juss und seine Familie kennen. Selma Noort erzählt von einer glücklichen Kindheit voller unbeschwerter Abenteuer. Man begegnet einer modernen Familie, denn Juss‘ Mutter ist schwanger aus Syrien geflohen, lernte Walter kennen und sie heirateten. Walter wird für Juss zu einem Vater und auch der Rest der Familie gibt dem Jungen ein Zuhause. Nach dem Unglück muss Juss ins Krankenhaus, seine Mutter leidet unter dem Unglück und das Haus ist unbewohnbar. Die Familie sucht nach einer gemeinsamen Lösung.

Trotz der schwierigen Thematik gelingt es der Autorin, mit einer Leichtigkeit und Sensibilität Juss‘ Geschichte zu erzählen und vor allem seine liebevolle Familie mit all ihren Eigenheiten in den Fokus zu rücken. Man lernt etwa Oma Mu bei ihrem „Freitag-nachmittag-Schimpfen“ kennen, begegnet der Bäuerin vom Hof „Seltenruh“ oder Opa Gurrgurr, der sich um seine Tauben kümmert. Es sind ungewöhnliche Figuren mit einer eigenen Geschichte, die nach und nach erzählt wird. Aber gerade ihre Geschichten sowie die Erlebnisse des Jungen machen das Buch zu einem wunderbaren Leseerlebnis.

Selma Noort, die in den Niederlanden bereits zahlreiche Kinder- und Jugendbücher verfasst hat und mit Preisen ausgezeichnet wurde, gilt es im deutschsprachigen Raum noch zu entdecken. „Das kleine Haus am Fluss“ ist eines der Highlights in diesem doch recht starken Kinderbuchfrühjahr.

 

 

Buchtipp: Jana Mikota, Oberstudienrätin im Hochschuldienst, Universität Siegen (Literaturdidaktik & Literaturwissenschaft), 1. Vorstandsvorsitzende LAG Jugend und Literatur NRW e.V.

 

Verlag: Gerstenberg 2024
Foto: © Gerstenberg