Die Welt, von der ich träume – Marie Pavlenko

Wenn die Stammes-Älteste beginnt von den alten Zeiten zu erzählen, hört Samaa (12) besonders gut zu.

Das Buch spielt in einer fernen, nicht näher bezifferten Zukunft, in der die Menschen wie Nomaden umher ziehen – immer auf der Suche nach den letzten Bäumen, die sie fällen und das „Olts“ verkaufen können.

Nachdem vor Ewigkeiten die Energien knapp wurden und die Temperaturen auf der Erde stetig anstiegen, ist der Lebensraum mittlerweile fast unbewohnbar geworden. Es gibt nur noch wenige Bäume und Sträucher, und die meisten Tierarten sind ebenfalls ausgestorben.

„Die Wüste hat gewonnen, die Bäume sterben.“

Die Älteste warnt vor dem weiteren Abholzen der letzten Bäume. Sie erinnert an die Welt, die es vor langer Zeit einmal gegeben hat und was mit ihr passiert ist.

Und doch ziehen die Jäger des Stammes umher und nutzen das „Olts“ als Verkaufs- und Tauschware.

„Von dem, was sie mitbringen, können wir mehrere Monate leben“, berichtet Samaa.

Sie will unbedingt Jägerin werden. „Ich will Jägerin werden. Ich werde das Schicksal aller Frauen verändern.“

Eines Tages schleicht sie den aufbrechenden Baum-Jägern unbemerkt hinterher, verliert aber deren Spur. Sie stürzt, fernab ihrer Heimat, in eine Doline, eine Senke in einem Karstgebiet und ist wochenlang auf sich alleine gestellt.

Wie ein moderner, weiblicher Robinson Crusoe lernt sie ihre Umgebung nicht nur kennen, sondern auch zu schätzen. Erstmalig sieht sie einen großen Baum, manche Sträucher und einen See mit frischem Wasser. Mit der Zeit erkennt sie die Bedeutsamkeit des natürlichen Kreislaufs und schließt mit sich und der Natur ihren inneren Frieden.

Allerdings neigt sich ihr Proviant dem Ende und ein Entkommen aus der Doline ist ohne fremde Hilfe schier unmöglich….

 

Ein sehr kurzweiliger Roman über ein Mädchen, die sich – trotz ihres jungen Alters – viele wertvolle Überlebensstrategien erarbeitet. Manchmal ein wenig zu erwachsen.

Geschrieben in der Ich-Perspektive Samaas, beinhaltet die vielschichtige Geschichte Themen, wie Natur, Umwelt und in Teilen auch Emanzipation.

Keine Zukunft ohne Bäume könnte der Subtext zu diesem Buch in Zeiten des akuten Klimawandels heißen. Gelungen!

 

 

Buchtipp: Anja Kuypers, Lese- und Literaturpädagogin (BVL), (Vor-) Leserin, Schreiberin

 

Verlag: Thienemann 2021
Foto: © Thienemann Verlag